Geschichte der Kapelle

Das Regiment entsteht

Die Geschichte der Musikkapelle ist eng mit der des Regiments verbunden. 

Der Ordenshochmeister des 1190 vor Akkon (heute: Akká, im Norden Israels) gegründeten Deutschen Ritterordens wurde von 1530 bis 1929 als „Hoch und Deutschmeister“ bezeichnet. 

Im Jahr 1695 wurde zwischen Kaiser Leopold I. und dem Ordenshochmeister Franz Ludwig von Pfalz-Neuburg vertraglich festgelegt, ein Regiment zu gründen. Nach der Anwerbung in Franken, wurde das „kaiserliche Regiment Teutschmeister zu Fuß“ (Pfalz-Neuberg-Teutschmeister) am 3. Juni 1696 im bayerischen Donauwörth in den kaiserlichen Dienst gestellt. 

Traditionstag der Deutschmeister

Im Rahmen des Siebenjährigen Kriegs, nahm das Regiment am 18. Juni 1757 an der Schlacht von Kolin teil. Der 18. Juni ist seitdem der jährlichen Traditionstag des Regiments. Nach dem Krieg wurde dem Regiment das Werbungsgebiet des Wienerwalds und der Wiener Vorstädte zugeteilt.

Organisation der Regimente

1769 wurden alle Regimente mit Stammnummern versehen. Seit diesem Zeitpunkt trug das Regiment den Namen: „Infanterieregiment Nr. 4“

Die Habsburger und das Regiment

1806 verlor der Deutsche Orden seine Souveränität. Von 1806 bis 1918 war ohne Unterbrechung ein Habsburger Erzherzog Inhaber des Infanterieregiments Nr. 4.

Die Hoch- und Deutschmeister

1814 wurde der Name des Regiments offiziell in „Hoch- und Deutschmeister“ umbenannt.

Die Kapelle

Im Jahr 1741 legt Kaiserin Maria Theresia fest, dass jedes Regiment seine eigene Kapelle haben soll. Es ging ihr darum, dass die Truppen bei Paraden musikalisch begleitet und „zum Kampfe angespornt“ werden.

Es war sicher ein Vorteil, dass ihr Regiment nach Wien verlegt wurde. Hier wurde Musik hoch geschätzt und schon bald entwickelte sich die Kapelle zur „Lieblingskapelle“ des Kaisers. Bei zahlreichen öffentlichen Auftritten vor dem Belvedere und im Garten des Schlosses Schönbrunn wurde Sie zu den „Philharmonikern in Uniform“.

Klingende Namen

Im Laufe der Jahre gehörten der Kapelle viele berühmte Musiker an. Josef Helmesberger, Josef Bayer, Robert Stolz, Carl Michael Ziehrer, Wilhelm Wacek uvm.

Reisen und Auftritte

1893 waren die Hoch- und Deutschmeister eine der größten Attraktionen der Weltausstellung in Chicago. 1910 reiste Wilhelm Wacek zu Weltausstellung nach Buenos Aires. Die Reise nach Südamerika wurde vom Industriellen Arthur Krupp finanziert.

Ende der Donaumonarchie

Mit dem Ende des ersten Weltkriegs im Jahr 1918, wurden nicht nur alle militärischen Einrichtungen der Donaumonarchie aufgelöst, auch die berühmten Militär-Musikkapellen gab es nicht mehr.

Original Hoch- und Deutschmeister

Julius Hermann war schon 1910 Mitglied der Hoch- und Deutschmeister. Nach der Auflösung der Kapelle, gründete er 1918 das Profiorchester „Original Hoch- und Deutschmeister“. Er leitete das Orchester bis zu seinem Tod im Jahr 1977. Damit nahm auch das zweite Kapitel, welches nicht mehr militärischen Hintergrund hatte, sein Ende.

1977 die neuen Deutschmeister kommen

Im Sommer 1977 gründeten zwei Personen und nämlich der ehemalige Konzertmeister von Julius Herrmann, Anton Janosch (am 3. Mai) und Horst Winter (am 6. Mai), jeweils eine neue Deutschmeisterkapelle.

Daher gibt es derzeit in Wien die „Original Hoch- und Deutschmeister“ und die „k.u.k. Wiener Regimentskapelle IR4“.

Erinnerungen pflegen

Um Kontakte zu wahren und die Erinnerungen an das gemeinsam Erlebte bzw. Gehörte aufrecht zu erhalten, kam es in der Folge zur Gründung vieler, verschiedene Deutschmeistervereinigungen.

Die Pflege der Tradition des berühmten Regiments der „Hoch-u. Deutschmeister“ lebte im Bundesheer der 1. und 2. Republik weiter.

1920 wurde im Bundesheer der 1. Republik das IR-4-Nachfolgeregiment aufgestellt, das ab 1923 den Auftrag der Pflege der „Hoch- und Deutschmeister“-Tradition erhielt und ab 1928 auch den Namen dazu bekam.

Nach dem 2. Weltkrieg existierte von 1963 bis 1978 ein Jägerbataillon mit der berühmten Nummer 4 (JgB 4 > LWSR 21 > JgR 2 > JgR Wien), dem 1967 die Traditionspflege des „Hoch- und Deutschmeister-Regiments“ offiziell übertragen wurde.

Nach Auflösung des JgR Wien wurde die Fortführung der Deutschmeistertradition dem JgBWl (Jägerbataillon Wien 1 „Hoch-und Deutschmeister“) übertragen. Es handelt sich dabei um eines der beiden österreichischen Miliz-Bataillone der Bundeshauptstadt Wien.

Zum Zeichen und als Erinnerung, dass es sich um eine Truppe des Deutschen Ordens handelte, tritt die Musikkapelle in der Öffentlichkeit unter dem Banner des Deutschmeisterkreuzes und dem Namen „k. u. k. Wiener Regimentskapelle IR 4“ auf.

Tradition und Weiterentwicklung

Die k.u.k. Wiener Regimentskapelle IR4 knüpft an die große Tradition der über 260 Jahre alten österreichischen Militärkapelle an. Die Kapelle besteht nicht nur aus „Veteranen“, sondern auch aus jungen Leuten, die aus Freude an der Musik mitspielen. Natürlich sind auch Damen und viele junge Musiker bei den Deutschmeistern vertreten.

Normalstimmung / hohe Stimmung

Die k.u.k. Wiener Regimentskapelle IR4 spielt in „Normalstimmung“, denn es geht nicht darum weite und offene Flächen mit Musik abzudecken, sondern die Qualität hoch zu halten und dem Ruf „Philharmoniker in Uniform“ gerecht zu werden. Die hohe Stimmung, die auch teilweise besondere Instrumente benötigt liegt bei 461 Hz und wird auch als „türkischer Ton“ bezeichnet.

Schon der berühmte Militärkapellmeister Karl Komzák hat bereits 1890 die Normalstimmung bei seiner Kapelle eingeführt und der Komponist Giuseppe Verdi erlies ein 1884 Dekret, das italienische Militärkapellen mit dem Stimmton 432 Hz zu spielen haben.

 

Uniformierung

Sie trägt in Fortführung der Tradition der alten Regimentskapelle die historischen Uniformen des Infanterie-Regimentes No. 4 aus dem Jahre 1871 und setzt sich aus gedienten österreichischen Militärmusikern und traditionsbewussten Blasmusikmusikern zusammen.

Das Motto der Kapelle lautet wie eh und je: 

„Mir san vom k. u. k. Infanterieregiment Hoch- und Deutschmeister Numero 4 …“.